III. Akt: Nightmare of the Bat
Schweigend saßen sie da, sahen sich an. Bruce Wayne. Timothy Drake. Richard
Grayson. Alfred Pennyworth. Und Thomas Wayne Jr. Shadow. Bruder der Fledermaus.
"Ich muss mit Thomas allein reden. Geht bitte!"
In dem Moment sah Alfred auf.
"Sir, das Batsignal!"
"Ich gehe, Bruce!"
Bruce nickte Dick kurz zu. Der verschwand durch die Tür, gefolgt von Robin, der
ihn begleitete.
"Wir müssen reden, Tho - großer Bruder."
"Was hältst du von dem, was wir eben gehört haben?"
"Ich bin nicht sicher. Aber Bruce glaubt ihm..."
"Das Ganze ist aber doch etwas seltsam..."
"Richtig. Aber dennoch - du musst zugeben, wir haben schon Seltsameres
erlebt..."
"Bruce hat einen Bruder - und einen Neffen! Seltsamer Gedanke... Er hat
jetzt Familie - und muss sein eigen Fleisch und Blut bekämpfen! Oh mein
Gott..."
"Du sagst es, Robin. Ich will lieber nicht wissen, wie es gerade in Bruce
aussieht... Jahrelang hat er sich nach Familie gesehnt - und muss jetzt gegen
sie kämpfen..."
"Heiliger Schlamassel", murmelte Robin in dem vergeblichen Versuch,
einen Witz zu machen.
"Sie wollten mit uns sprechen, Commissioner?"
"Nightwing? Mein Gott, musst du denn alle Gewohnheiten von Batman übernehmen?
Auf jeden Fall wollte hier jemand mit euch reden..."
Eine junge Frau trat vor. Brille, Ärztekittel.
"Mr. - Nightwing? Und Mr. - Robin? Mein Name ist Phillips - Dr. Jenny
Phillips, um genau zu sein... Ich bin eine Kollegin von Dr. Burton. Ich... war
eine Kollegin von Doktor Burton. Meine Aufgabe ist das Erstellen von Täterprofilen
in schweren Fällen. Und bei diesem Doppelmord haben wir es mit einer sehr
kranken Person zu tun!"
Nightwing überlegte, woher er die Frau kannte. Richtig. Er kannte ihren Namen.
Vor kurzem hatte sie ihre sehr umstrittene Dissertation vorgelegt - eine
Diskussion über die Frage, inwieweit Hal Jordan als Parallax ´gestört'
gewesen war. Eine populärere Version der Arbeit hatte sie auch herausgebracht -
unter dem programmatischen Titel "Hal Jordan ist nicht tot!"
"Ist ´sehr krank` der wissenschaftliche Fachterminus?"
Verwirrt sah die Doktorin Robin an. "Äh, man könnte auch von hochgradiger
Schizophrenie sprechen, gepaart mit..."
Robin unterbrach sie: "Sehr krank also... Was heißt das für uns?"
"Nun, aufgrund der Vorgehensweise und der Tatwaffe bleiben nur zwei Möglichkeiten
- entweder, es war ein Mensch, der sich für Batman hält und dessen Strategie
100%ig kopieren kann - oder es war Batman selbst!"
"Letztere Theorie können wir wohl ausschließen, oder?"
"Sie haben recht, Commissioner. Aber Batman sollte sich vorsehen - dieser
Mann könnte ihm geistig und körperlich ebenbürtig sein - und er kennt keine
Skrupel..."
"Habt ihr eine Idee, was ich den Leuten von der Presse sagen soll? Die
wollen Antworten!"
"Sagen Sie ihnen, Nemesis ist in der Stadt. Noch. Wir werden ihn aufhalten.
Komm, Robin!"
In dem Moment klingelte das Telefon. Der Commissioner hob ab und lauschte. Da
wurde sein Gesicht hart. Der Blick dunkel. Er legte auf und sah die beiden an.
"Barbara wurde entführt. Man hat nur einen Zettel gefunden -
"Nightwing, hier ist jemand sehr enttäuscht von Dir! Gez. SdB." Was
soll das?"
"Beeil dich, Robin!"
Der Commissioner saß am Schreibtisch und murmelte fast lautlos: "Bitte,
bringt mir meine Tochter wieder!"
Robin gähnte herzhaft. Er war jetzt schon so lange auf den Beinen - es wurde
einfach zu viel! Batman war das nicht aufgefallen - kein Wunder... Nightwing sah
ihn an.
"Wann hast du das letzte Mal geschlafen?"
"Frag mich nicht... Aber..."
"Kein Aber - sobald wir wieder in Wayne Manor sind, wirst du dich hinlegen,
ist das klar?"
"Du spinnst doch... du bist... nicht mein... Vater."
Schon während dieser Worte waren Robin die Augen zugefallen...
"Damit ist Robin wohl draußen..."
"Er hat Oracle? Das heißt, er will den totalen Krieg. Den kann er haben!
Er wird sich bald wünschen, meine Stadt nie betreten zu haben!"
"Wo treffen wir uns?"
"Hier. Wir müssen erst herausfinden, wo die beiden stecken. Dann werden
wir zuschlagen!"
Klar. Dies war Batmans Stadt. und es war wieder einmal Zeit, zu beweisen,
wieso...
Batmans Augen schmerzten. Er hatte jetzt neunzig Minuten vor dem Bildschirm
verbracht - auf der Suche nach Hinweisen. Und er hatte ein Puzzle vor sich
liegen, dessen Einzelteile jetzt ein klares Bild ergaben. Die letzten Monate
hatte die Mafia langsam aber sicher in Gotham Fuß gefasst - so geschickt, dass
niemand es gemerkt hatte. Hier war ein Geschäft Pleite gegangen, das ein
Mitglied der Familie übernommen hatte, dort war der Inhaber einer kleine Firma
plötzlich verstorben... Früher oder später wäre es Batman oder der Polizei
aufgefallen - wahrscheinlich sogar sehr bald. Aber jetzt hatte Nemesis den
ersten Zug gemacht - und das, ohne dass Batman hatte reagieren können! Sicher,
er hatte Robin befreit - aber Nemesis hatte das sicher eingeplant. Dann war
Oracle verschwunden - was eigentlich aus Nemesis eine Angelegenheit der Liga
machte... Aber das war Batmans Feind, Batmans Schicksal. Niemand durfte sich
einmischen - außer ihm, Nightwing und Robin. Der harte Kern. Die Menschen,
denen er bedingungslos trauen konnte. Seine... Familie. Seine wahre Familie -
und genau die neidete ihm Nemesis. Das war Batman mittlerweile klar - Thomas
Wayne III wollte Batman werden. Und damit Teil einer Familie. Nemesis hatte
keine Familie, niemanden, zu dem er gehörte. So viel wusste Bruce aus den
Profilen von Don Manfredo. Dieser Mann liebte nicht - er besaß! Nemesis war
sein Enkel - nicht mehr. Und Tom? Zu dem hatte er keine echte Beziehung aufbauen
können, so sehr der sich auch bemüht hatte... Nemesis war ohne Freunde
aufgewachsen - allein. Und er war besessen von dem Gedanken, eine Familie zu
haben. Und damit von seiner Familie. Und Batman. Er war es gewohnt, für alles
zu kämpfen zu müssen - deshalb wollte er Bruce zerstören. Und der Batman
sein.
Aber die Besessenheit von Nemesis war vielleicht seine große Schwäche - um
Batman zu besiegen, musste er ihn brechen, demütigen. Vernichten. Ihm die
Familie nehmen, die Nemesis nicht besaß. Und deshalb war relativ klar, wo sich
Nemesis befinden würde - an einem Ort, den er mit ´Familie' verband. Batman
erwog alle Alternativen, verwarf sie - bis es nur noch eine Möglichkeit gab.
Die Straße, in der sich seine Eltern kennen gelernt hatten. Dort stand nun ein
riesiges Lagerhaus - seit genau drei Monaten. Nemesis hatte dafür gesorgt, dass
es gebaut werden würde, als seine Kommandozentrale - und als Schauplatz des
finalen Showdowns. Gut gegen Böse. Licht gegen Schatten. Batman gegen Nemesis.
Tom tigerte in seinem Zimmer herum. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich
wieder... lebendig. Er war zuhause. Wie hatte ihm Wayne Manor gefehlt! Hier war
er aufgewachsen, hier hatte er die besten Jahre seines Lebens verbracht. Bevor
er anfing, sich mit seinen Eltern zu streiten und alles anders geworden war... Für
ihn war dieses Haus Sinnbild einer besseren Zeit, ein Symbol für Schutz und
Geborgenheit... Es war sein Heim, sein Zuhause. Und er war wieder da. Nach der
langen Zeit, die vergangen war. Er öffnete den Schrank. Es war noch derselbe
wie vor all den Jahren - unzählige Male gereinigt, von unzähligen Händen geöffnet.
Von unzähligen Augen angesehen. Aber er war es. Der Schrank, den er schon als
Kind gekannt hatte. Der sich, je nach Situation, in ein Schloss, ein Raumschiff
- oder sogar in ein Versteck verwandeln konnte (wenn man sich mit der neuen
Mitschülerin darin versteckte, um Küssen zu üben). Viele Ecken in diesem Haus
waren mit solchen Erinnerungen verbunden - Plätze, an denen er sich verborgen
hatte, wenn er wieder einmal allein sein musste. Plätze, die für ihn besser
gewesen waren als jedes fremde Land, jeder Spielplatz.
Der Schrank war leer - natürlich, niemand hatte mit dem Besuch gerechnet.
Alfred würde bald Wäsche bringen und in den Schrank räumen. Tom war hier aus
einem einfachen Grund - um zu bleiben! Das hatte sich im Gespräch mit Bruce
herauskristallisiert. Endlich wieder daheim. Wenn Bruce den Kampf überlebte.
Tom war da nicht so sicher. Er kannte seinen Sohn - er war skrupellos, eiskalt,
eine Killermaschine. Und er war besessen. Und jetzt stand er kurz vor seinem
Ziel - der Vernichtung Batmans.
Thomas drehte sich um. Er musste etwas tun, um seinem Bruder zu helfen. Da gab
es eine Möglichkeit...
"Alfred!"
"Master Thomas? Wie kann ich Ihnen helfen?"
"Ich... brauche... ein paar... Kleinigkeiten..."
"Ja?"
"Einen dunklen... Trainingsanzug und eine... schwarze Skimaske."
"Sir, ich fürchte... Master Bruce wird davon nicht gerade begeistert
sein."
Tom grinste breit."Dann sollte er besser nichts davon erfahren, oder?"
"Ich bin nicht sicher, ob..."
"Tun Sie bitte, was ich Ihnen gesagt habe, Alfred!"
"Sofort, Sir."
Tom streifte den Pullover über. Oh ja, das war das Gefühl, das er kannte. Die
Jahre fielen von ihm ab. Er wurde wieder zu dem jungen Mann, der er vor Jahren
gewesen war. Dem idealistischen jungen Mann, der sich das Kostüm angezogen
hatte, um Gutes zu tun - seltsam. Er hatte damals die Identität des Shadow
angenommen, weil er sich von seinen Eltern hatte distanzieren wollen - und
Bruce? Der war zum Batman geworden, weil er ihren Eltern nicht hatte nahe sein können...
Ihre Eltern hatten ihrer beider Leben bestimmt - seines hatten sie zerstört,
und das von Bruce - verändert, ihm eine Richtung gegeben, die er nicht ändern
konnte - mittlerweile wahrscheinlich nicht einmal mehr ändern wollte...
Ihm wurde schlagartig klar, dass er seine Eltern immer noch liebte. Dass es ihn
immer noch schmerzte, sich nicht von ihnen verabschiedet zu haben. Sich nie mit
ihnen ausgesprochen zu haben. Sie hätten sich sicher einigen können - hätten
sie nur die Zeit gehabt...
Jetzt ging es darum, ihr Erbe zu schützen, das, was sie geschaffen hatten. Den
Batman. Seinen Bruder. Bruce. Shadow verließ Wayne Manor, um Bruce zu helfen.
Batman stand auf dem Dach des Lagerhauses, das nur für diesen Zweck gebaut
worden war. Es wurde Zeit für die entscheidende Begegnung. Er wartete nur noch
auf Nightwing. Nach wenigen Minuten kam er - so leise, dass sogar Batman ihn
erst kurz vor seinem Auftauchen bemerkte. Sie betraten das Lagerhaus - leise.
Batman gab seinem Begleiter das Zeichen, sich zu trennen. So hatten sie eher
Chancen, Nemesis zu finden. Nur leider...
Nightwing schlich durch das Gebäude. Ihm ging es weniger um Nemesis als um
Nighthawk. Sie hatte ihn verletzt - und Barbara in Gefahr gebracht. Dafür
musste sie bezahlen. Und das würde sie. Und zwar durch ihn. Egal, was es
kostete. Egal, was er dafür tun musste. Nighthawk würde den Moment verfluchen,
in dem sie ihn getroffen hatte. Und den, in dem sie geboren war.
Da sah er einen Schatten vorbei huschen - Nighthawk! Dick machte sich auf und
folgte ihr. Und wurde von Nemesis und Batman weggelockt.
Nemesis verzog das Gesicht zu einem boshaften Grinsen. Alles lief genau nach
Plan - bald würde Bruce Geschichte sein - und die Nacht würde einen neuen
Herrscher haben - Thomas Wayne-Vericelli III. Nemesis.
Batman schlich durch das Gebäude. Es lag da wie das Innere einer Gruft - groß,
dunkel, bedrohlich. Und das einzig Lebende schien er zu sein, der Dunkle Ritter.
Plötzlich nahm Batman eine Bewegung wahr. Er federte herum, sah einen Schatten
auf sich zu rasen und wich aus. Eine Puppe. Eine bestimmte Puppe - sie trug die
Rüstung von Azrael. Und ein Schild um den Hals. ´Einer, dem die Fledermaus
nicht helfen konnte!' Nemesis wollte ihn zermürben. Sicher hatte er noch mehr
Überraschungen hier deponiert. Noch mehr Beispiele von Batmans Versagen, seiner
Schwäche. Aber er würde es nicht schaffen, Batman abzulenken und zu schwächen.
Er war der Batman, der Caped Crusader. Nemesis schlimmster Alptraum. Und er würde
ihn aufhalten! Oder?
Nemesis nahm das Mikrofon und schaltete es an. Jetzt hatte er Bruce da, wo er
ihn haben wollte - mit dem Rücken zur Wand. Dies war seine Chance, seinem Großvater
zu beweisen, dass er es wert war, das Erbe zu tragen - auch wenn sein Vater unwürdig
war! Versagte er, würde sein Großvater ihn verstoßen - aber wie sollte er? Er
war Bruce überlegen, er war jünger, intelligenter und besser ausgebildet.
Diesen Kampf konnte er nicht verlieren - er war der wahre Herrscher der Nacht!
Nicht Bruce. Er. Nemesis. Der wahre Erbe der Waynes und der Vericellis. Er
grinste und hob das Mikro zum Mund.
"Hallo Batman! Ich fürchte, du hast ein Problem. Aber - keine Sorge, es
wird dein letztes sein..."
Batman warf einen kurzen Blick um sich. Gleißendes Licht. Und ein grauenhaftes
Kratzen. Die Stimme von Nemesis. Batman wurde klar, dass er Nemesis unterschätzt
hatte - trotz allem. Dieser Mann war gefährlicher als alle, die er kannte. Bane
eingeschlossen. Bane war ein Tier, das in entscheidenden Situationen immer Schwäche
gezeigt hatte. Nemesis kannte keine Schwäche. Er kannte nur eiskalte
Besessenheit. Er wurde von ihr angetrieben - und genau darin war er Batman
gleich. In ihren Augen loderte das selbe kalte Feuer. Beide wurden davon
getrieben, davon am Leben gehalten. Sie waren beide Gestalten der Nacht - und
trotzdem wie Licht und Schatten. Beide kannten nur ein Ideal, nur eine
Triebfeder. Für ihn war es Gerechtigkeit. Ohne Wenn und Aber, ohne Einschränkung,
ohne Kompromisse. Nemesis war ähnlich kompromisslos - doch ihm ging es um etwas
anderes - Macht. Zuerst über Batman, dann über die Organisation, dann...
niemand konnte es sagen.
Nemesis war Batman ebenbürtig. Und er hatte im Moment alle Vorteile auf seiner
Seite. Bis auf einen. Er war nicht Batman. Es gab nur einen Batman.
"Weißt du, Batman - du bist echt ein Versager! Ist dir eigentlich
aufgefallen, dass ich drei Leute kalt gemacht habe, bevor du überhaupt gemerkt
hast, dass ich da bin! Den guten Azrael - sag mal, bevor ich ihn getroffen
hatte, war ich eigentlich überzeugt, er hätte mal deine Vertretung gespielt,
aber jetzt... Oh, und der Doktor und der Wächter? Ich wollte dir nur Bescheid
sagen, dass ich da bin! Das war einfach. Ich hätte auch irgend jemand anderen
killen können - es passte nur gerade... Und das war auch nur die Spitze des
Eisbergs...
Erinnerst du dich an diese Drei? Ein wahrer Held hätte sie nicht sterben
lassen!"
Wieder kamen Puppen von der Decke. Batman stand regungslos da. Flash. Green
Lantern. Green Arrow. Drei wahre Freunde, die in dem immer währenden Kampf
gefallen waren. Menschen, denen er bedingungslos hatte vertrauen können - was
im Moment für kaum ein Mitglied der Liga galt. Richtig. Er hatte sie retten
wollen - Barry und Hal, die er seit Gründung der Liga kannte, Ollie, den er
kurz danach getroffen hatte... Sie waren wie er gewesen - Männer mit Gewissen,
die alles taten, um für ihre Sache einzutreten. Sie waren dem selben Ideal
gefolgt, genauso bedingungslos - bis zum Ende. Barry und Hal hatten ihr Leben für
das Universum gegeben. Und Ollie? Der war gestorben, wie er gelebt hatte -
aufrecht, selbstbewusst, als Held. Ihr Tod schmerzte ihn - auch wenn er nichts hätte
tun können, um sie zu retten, fühlte er sich schuldig... Nemesis wusste das -
ihm war klar, wie Batmans Verstand funktionierte...
"Oder die süße Fledermaus, die Nighthawk und mir ins Netz geflattert ist!
Ach nein, flattern kann sie ja nicht, seit der Joker sie entflattert hat.
Uuuuuuuups. Wie oft hättest du den Joker eigentlich schon ausschalten können,
wenn du den Mumm hättest? Wie viele Menschen sind gestorben, nur weil du ihn
nicht aufgehalten hast? Wie viele Menschen sind durch Ungeheuer umgekommen, die
die Fledermaus geschaffen hat, Bruce? Sieh es ein - du hast versagt!"
Batman spürte, dass er die Kontrolle verlor. Nemesis sagte ihm nichts, das er
nicht selbst schon tausend Mal gedacht hatte, wenn er wach gelegen hatte und
nach dem Sinn seiner Existenz gefragt hatte. Sich gefragt hatte, warum er jede
Nacht wieder das Kostüm anzog und sich in die Schlacht gegen das Dunkel warf.
Und er kam immer zum selben Ergebnis - er hatte keine Wahl. Dies war seine
Bestimmung. Nicht, dass das den Schmerz irgendwie gelindert hätte. Er hatte an
zu vielen Gräbern gestanden - mehr als genug für Bruce Wayne und den Batman...
"Oh, wo wir gerade vom Joker reden - kennst du den hier?" Da kam eine
Puppe vom Dach. Das Robin - Kostüm. Jason Todd. Robin II. Sein größtes
Versagen. Er hatte einen Fehler gemacht, als er Jason das Kostüm gegeben hatte
- und einen noch größeren, als er ihn nicht retten konnte. Heute noch wachte
er manchmal auf und erinnerte sich an das Gewicht von Jasons totem Körper auf
seinen Armen. Damals hatte er um ein Haar die Kontrolle verloren, wäre beinahe
abgestürzt - wäre da nicht seine Familie gewesen... Und doch würde diese
Wunde wohl nie verheilen...
"Und jetzt kommen wir zur Krönung! Zwei Menschen, die du selbst getötet
hast, so sicher, als wenn du abgedrückt hättest! Wer hat denn seine Eltern mit
dem Kino genervt, bis sie nachgegeben haben? Und wer ist deshalb schuld, dass
sie nach dem Kinobesuch weggepustet wurden? Ach ja, das war dieser... richtig!
Bruce Wayne, der Batman! Du! Du bist schuld am Tod deiner Eltern! Du hast sie
getötet!"
Natürlich. Die letzte Steigerung. Martha und Thomas Wayne. Seine Eltern. Der
Grund für die Entstehung des Batman. Der schlimmste aller Alpträume. Die
Nacht, mit der sein Leben eigentlich begonnen hatte.
"Tja, damit wären wir am Ende unserer kleinen Vorstellung!" Plötzlich
wurde Batman getroffen. Nemesis hatte ihn hereingelegt. Und ausgetrickst. Lange
genug abgelenkt, genug aufgewühlt, um ihn angreifen zu können, sich den
entscheidenden Vorteil zu sichern. Die Schläge prasselten auf ihn hernieder,
trafen ihn ständig, durchbrachen jede Deckung, die er aufbauen wollte. Harte
Schläge trieben Batman die Luft aus den Lungen. Nemesis war gut. Besser als
jeder andere Gegner, mit dem Batman je zu tun gehabt hatte. Batman konnte sich
nicht konzentrieren - und verlor den Kampf seines Lebens. Immer härter trafen
ihn die Schläge. Er wankte. Taumelte. Und ging zu Boden.
"Jetzt ist es so weit! Das Ende der Fledermaus! Dein Ende, Bruce! Weißt
du, wer ich bin? Ich gehöre zur Familie!"
"Das tust du nicht!"
Ruhig stand der Schatten da und sah seinen Sohn an. Der erstarrte. Damit hatte
er nicht gerechnet. Nicht mit Shadow.
"Was willst du, alter Mann? Mit ansehen, wie dein eigener... wie Batman
krepiert? Schade! Du wirst vor ihm sterben!" Und Nemesis warf sich auf
Shadow. Ein kurzer Kampf entbrannte. Der alte Mann hatte nicht den Hauch einer
Chance. Nemesis brauchte nur Sekunden, bis der messerscharfe Rand einer seiner
Handschuhe an der Kehle seines Vaters saß. Er zögerte eine Sekunde. Dann - zog
er die Klinge mit einem Grinsen durch den Hals des Mannes. Mit einem Gurgeln
sank Shadow in sich zusammen.
"Schade um den alten Mann, meinst du nicht?"
Er drehte sich wieder um. Aber der Batman war - verschwunden! Jetzt hatte
Nemesis den entscheidenden Fehler gemacht. Jetzt griff der Batman an, trieb
Nemesis zurück.
"Du.. Du kannst mich nicht besiegen, Batman! Du weißt nicht einmal, wer
ich bin!"
Batman sah ihn nur an. Er sah aus, als hätte er keine Gefühle. Er war kalt. Er
wollte nur noch den Sieg über Nemesis.
"Du bist ein elender Versager. Ein Feigling. Ein Mann, der nicht einmal
jeden retten kann, der vor seiner eigenen Nase verreckt!"
Jetzt reagierte Batman. Es war Zeit, seinen Trumpf auszuspielen.
"Und du? Du bist nur ein kleines Kind, das sich mit den besten misst. Ein
Mann, der seinen eigenen Vater ermordet. Du bist es nicht wert, seinen Namen zu
tragen - Thomas Wayne der Dritte!"
Nemesis wich zurück. Sein Geheimnis - entdeckt! Aber... das war...
Jetzt trafen ihn die Schläge der Fledermaus. Er hatte verloren. Ungebremst
krachte Batmans Faust gegen das Kinn seines Neffen. Bis zuletzt war er nicht
sicher gewesen, ob er Nemesis wirklich mit all der bedingungslosen Härte bekämpfen
konnte, die nötig war. Erst Toms Tod hatte ihm klar gemacht, dass er Nemesis
stoppen musste. Egal, um welchen Preis. Nemesis brach vor ihm zusammen. Sank auf
die Knie. Batman nahm seinen Kopf, hob ihn an.
"Du bist kein bisschen wie ich. Du bist es nicht wert, der Batman zu sein.
Du bist es nicht wert, der Sohn deines Vaters zu sein. Und du bist es ganz
sicher nicht wert, ein Wayne zu sein!"
Bruce ließ ihn fallen und erhob sich.
"Das war es für dich. Du tust mir leid. Du ekelst mich an. Und ich
verachte dich. Du bist kein Gegner für mich!"
Er wandte sich um und verließ das Gebäude.
Epilog 1:
"Master Bruce?"
"Er ist tot, Alfred. Ich hatte ihn wieder gefunden, und jetzt ist er tot.
Mein großer Bruder..."
"Ja Sir. Er hat sein Leben für Sie geopfert - für Batman!"
"Das hat er. Ich konnte noch kurz mit ihm sprechen, bevor... Er sagte mir,
dass er mich immer geliebt hat. All die Jahre. Er war stolz auf mich - und
sagte, dass unsere Eltern stolz auf mich sein würden..."
"Und was gedenken Sie zu tun? Ich meine, wegen Nemesis?"
"Ich werde ihn wiedersehen. Und dann wird nur einer von uns übrig bleiben.
Er ist meine dunkelste Seite - und wir werden ihr wieder begegnen!"
"Soll ich Ihnen Ihren... ´Ausgehmantel` holen?"
"Natürlich. Batman wird gebraucht. Richten Sie Barbara Bruce Waynes
Genesungswünsche aus!"
"Sehr wohl, Sir!"
Epilog 2
Nightwing saß auf dem Dach des Gebäudes und lauerte. Nighthawk war ihm
entwischt, aber er würde sie wiedersehen. Und dann würde er sie vernichten.
Nur so konnte er je wieder hoffen, Barbara unter die Augen treten zu dürfen...
Epilog 3
"Du hast mich enttäuscht! Du weißt, was das bedeutet?"
"Ja, Großvater. Ich muss die Familie verlassen!"
"Mein Junge, es tut mir leid - aber das sind die Regeln! Wenn du Batman getötet
hast, kannst du wieder nach Hause kommen!"
"Was ist mit Sonia?"
"Es ist ihre Entscheidung - aber du weißt, sie wird dich begleiten!"
"Wir werden uns bald wiedersehen, Großvater. Ich werde dir Batmans Kopf
vor die Füße legen!"
-----ENDE-----
"Nemesis" written in 1999 by Joseph Robert Robin Terry Carter
Batman was created by Bob Kane
Batman, Nightwing, Robin, Azrael, Spoiler,
Huntress... are the property of DC Comics
(c) 2001 by Jororo
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